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  Iniciativa ENCHACO

 
     
   
 
ENCHACO – Indigene Treffen im südamerikanischen Gran Chaco

Die Initiative ENCHACO

Die Initiative "ENCHACO" ist eine Reihe von indianischen Versammlungen in der gesamten Region des argentinischen, bolivianischen und paraguayischen Chaco, welche dezidiert die Problemfelder “Wasser und Territorium“ fokussiert. Sie wird von allen indigenen Basisorganisationen des südamerikanischen Gran Chaco getragen.

Durch den Prozess der Initiative ENCHACO soll nicht nur eine umfassende kritische Debatte über die Impakte entfacht werden, die durch die räumliche Expansion der regionalen dominanten Gruppen, des Agrobusiness und der Megaprojekte in den sozioökonomischen, kulturellen und umweltbezogenen Rechten und speziell den Wasser- und Territorial-Rechten der indigenen Bevölkerung des Gran Chaco verursacht werden, sondern soll vor allem versucht werden, die diesbezüglichen eigenen Vorstellungen der indigenen Völker zu artikulieren, die historisch und strukturell von den anderen sozialen Gruppen und den dominanten Sektoren ignoriert und marginalisiert worden sind. Das Leitmotiv ist, indigene Strategien zur Sicherung der elementaren Ressource “Wasser“ und zur eigenen territorialen Artikulation zwischen den indianischen Völkern abzustimmen und zu dynamisieren sowie den Prozess der externen Aneignung dieser strategischen Ressource und der massiven Okkupation der indigenen Territorien durch die nicht-indianischen sozialen Gruppen zu stoppen.

Die indigenen Völker der drei Länder werden immer weiter aus ihren Territorien zurückgedrängt und zunehmend ihrer natürlichen Ressourcen beraubt; diesbezüglich ist gegenwärtig keine Lösungsperspektive in Sicht. Außerdem wird das Wasser im Gran Chaco im knapper. Daher sollen im Prozess der indianischen Versammlungen in den drei Ländern über die Partizipation und den Dialog zwischen allen ethnischen Gruppen des Gran Chaco und denjenigen Institutionen, die sich mit den authentisch indigenen Forderungen und Vorschlägen solidarisieren, Lösungswege und -alternativen gesucht werden. Die Fokussierung des Prozesses “ENCHACO“ zielt darauf ab, den indigenen Chaco zu konstruieren und dies nicht nur in einem “revindikativen“ Sinne, sondern in einer Perspektive, die von den eigenen indigenen Visionen und Ideen ausgeht. Die Initiative versucht auch, eine neue Allianz zwischen indianischen Organisationen, lokalen Nichtregierungsorganisationen (NRO) und westlichen Hilfswerken mit dieser Orientierung zu erwirken.

In diesem Zusammenhang sind verschiedene Instanzen zur Strukturierung des ENCHACO-Prozesses entstanden, die den indigenen Protagonismus in dieser Initiative gewährleisten sollen. Die Gesamtverantwortung für die Umsetzung der Sequenz der indigenen Versammlungen im südamerikanischen Gran Chaco –ein Prozess, der sich im Laufe der Jahre 2006, 2007, 2008, 2009 und wahrscheinlich 2010 entfaltet– liegt bei Burkhard Schwarz, dem Koordinator der Initiative ENCHACO.

Nationale indigene Versammlungen in Paraguay, Argentinien und Bolivien

Makxawaya_-_1.jpgDer Paraguayische ENCHACO

Vom 16. bis zum 18. August 2006 fand in Makxawaya, einer Gemeinde der indigenen Enxet im Departamento de Presidente Hayes (paraguayischer Chaco), der “ENCHACO Paraguayo“ oder “Encuentro de los Pueblos Indígenas del Chaco Paraguayo“ statt.

Der “Encuentro de los Pueblos Indígenas del Chaco Paraguayo“ war eine Versammlung der ethnischen Gruppen des paraguayischen Chaco. An diesem Event nahmen 220 Repräsentanten von 11 indigenen Völkern des Chaco (Nivaclé, Lhumnanes, Enlhet Norte, Enxet Sur, Angaité, Sanapaná, Toba Maskoy, Yshïr, Ayoréode, Guaraní Occidental und Guaraní Ñandeva) und Referenten von 10 Nichtregierungsorganisationen teil, welche die indigenen Völker im paraguayischen Chaco unterstützen. Es ist die erste Veranstaltung dieser Art in Paraguay.

Der Paraguayische ENCHACO wurde von der indigenen Organisation “Comisión de Pueblos y Comunidades Indígenas del Chaco Paraguayo“ – CPI Chaco Py. mit Hilfe der “Instancia de Reflexión“ organisiert und von allen im paraguayischen Chaco präsenten “indigenistischen“ NRO unterstützt. Das Ergebnis war eine reichhaltige Debatte, die darauf abzielte, zwischen den indigenen Völkern des paraguayischen Chaco gemeinsame Kriterien in der Perspektive zu vereinbaren, die eigenen Vorstellungen und Forderungen zu artikulieren, diese dann im “ENCHACO Sudamericano“ mit den argentinischen und bolivianischen ethnischen Gruppen erneut zu diskutieren und darüber schließlich einen generellen strategischen Konsens herzustellen.

Die Interessen der dominanten Gruppen sind in Paraguay zur Zeit im Ausschluss der indigenen Gruppen vom restlichen, sich noch in Eigentum des Staates befindenden Landes, in der Beschleunigung der Waldrodung, der Aggressivität der Ausdehnung der Rinder-Frontier, der faktischen Konzessionierung der indigenen hydrischen Ressourcen an nicht-indianische soziale Gruppen sowie der politischen Manipulation der staatlichen "Comisión de Seguimiento de Pueblos Indígenas" (COSEPI) wirksam und werden insbesondere im “Plan der Umweltbezogenen Ordnung des Territoriums“ (POAT) repräsentiert, der sich auf die Departamentos de Boquerón und Alto Paraguay bezieht und gegenwärtig auf das Departamento de Presidente Hayes ausgeweitet wird.

Laguna_Yema_-_1.jpgDer Argentinische ENCUENTRO GRAN CHACO

Am 26. und 27. Mai 2007 fand in Laguna Yema, im traditionellen Territorium der indigenen Wichí der Provincia de Formosa (argentinischer Chaco), der “ENCUENTRO GRAN CHACO Argentino“ oder “Encuentro de los Pueblos Indígenas del Gran Chaco Argentino“ statt.

Der “Encuentro de los Pueblos Indígenas del Gran Chaco Argentino“ war einer Versammlung der ethnischen Gruppen des argentinischen Chaco. An diesem Event nahmen 300 Repräsentanten von 7 indigenen Völkern des argentinischen Chaco (Wichí, Nivaclé, Toba Qom, Pilagá, Mocoví, Ava Guaraní und Chané) teil. Es ist die erste Veranstaltung dieser Art in Argentinien.

Der Argentinische ENCUENTRO GRAN CHACO wurde von den indigenen Organisationen des argentinischen Chaco –vor allem den Organisationen der Provincia de Formosa– mit Hilfe der paraguayischen NRO “Comité de Iglesias para Ayudas de Emergencia“ – CIPAE organisiert. Das Ergebnis war eine reichhaltige Debatte, die darauf abzielte, zwischen den indigenen Völkern des argentinischen Chaco gemeinsame Kriterien in der Perspektive zu vereinbaren, die eigenen Vorstellungen und Forderungen zu artikulieren, diese dann im “ENCHACO Sudamericano“ mit den paraguayischen und bolivianischen ethnischen Gruppen erneut zu diskutieren und darüber schließlich einen allgemeinen strategischen Konsens herzustellen.

Die Interessen der dominanten Gruppen sind in Argentinien zur Zeit in den gegen die indianischen Interessen gerichteten Infrastrukturmaßnahmen, in der Beschleunigung der Waldrodung, der Exklusivität der kreolischen Aneignung der natürlichen Ressourcen, der Aggressivität der Ausdehnung der Soya-Frontier, dem Ausschluss der indigenen Gruppen vom restlichen, sich noch in Eigentum des Staates befindenden Landes, der De-Facto-Konzessionierung der indigenen hydrischen Ressourcen an nicht-indianische soziale Gruppen sowie insbesondere in der politischen Manipulation des staatlichen “Consejo de Participacón Indígena“ (CPI) wirksam, der unter anderem eine Umsetzung des nationalen Gesetzes 26160 blockiert.

Machareti_-_3.jpgDer Bolivianische ENCUENTRO CHACO

Am 15. und 16. September 2007 fand in Macharetí, einer Gemeinde mit Guaraní-Bevölke-rungsmehrheit im Departamento de Chuquisaca (bolivianischer Chaco) der “ENCUENTRO CHACO Boliviano“ bzw. die “Gran Asamblea de los Pueblos Indígenas del Chaco Boliviano“ statt.

Die “Gran Asamblea de los Pueblos Indígenas del Chaco Boliviano“ war eine Versammlung der ethnischen Gruppen des bolivianischen Chaco. An diesem Event nahmen 240 Repräsentanten von 4 indigenen Völkern des Chaco (Guaraní, Chiquitanos, Ayoréode und Weenhayek) und Referenten von 11 Nichtregierungsorganisationen teil, welche die indigenen Völker im bolivianischen Chaco unterstützen. Es ist die erste Veranstaltung dieser Art in Bolivien.

Der “ENCUENTRO CHACO Boliviano“ wurde von den indigenen Organisationen “Asamblea del Pueblo Guaraní“ – APG Nacional de Bolivia und “Coordinadora de Pueblos Etnicos de Santa Cruz“ – CPESC mit Hilfe der paraguayischen NRO “Comité de Iglesias para Ayudas de Emergencia“ – CIPAE organisiert und von den im bolivianischen Chaco präsenten “indigenistischen“ Nichtregierungsorganisationen unterstützt. Das Ergebnis war eine reichhaltige Debatte, die darauf abzielte, zwischen den indigenen Völkern des bolivianischen Chaco gemeinsame Kriterien in der Perspektive zu vereinbaren, die eigenen Vorstellungen und Forderungen zu artikulieren, diese dann im “ENCHACO Sudamericano“ mit den argentinischen und paraguayischen ethnischen Gruppen erneut zu diskutieren und darüber schließlich einen generellen strategischen Konsens herzustellen. Das wichtigste Ergebnis des “ENCUENTRO CHACO Boliviano“ ist die Resolution der “Declaración de Macharetí“.

Die Interessen der dominanten Gruppen sind in Bolivien zur Zeit in der gegen die indianischen Chaco-Völker gerichteten politischen Radikalisierung der regionalen kreolischen Eliten, in der Verkomplizierung sowie Verzögerung der bestehenden Mechanismen der Landzuteilung (TCO, SAN SIM und CAT SAN) an die indigenen Gruppen, der De-Facto-Konzessionierung der indigenen hydrischen Ressourcen an nicht-indianische soziale Gruppen sowie vor allem in der geringen finanziellen Beteiligung der indianischen Chaco-Völker an der Umverteilung der auf die Ausbeutung der regionalen Gas- und Öl-Ressourcen erhobenen Steuern (IDH) wirksam.

Das Fazit der nationalen indigenen Treffen

Nach der Meinung sowohl aller indianischen als auch aller nicht-indianischen Teilnehmer waren die nationalen Versammlungen von Makxawaya, Laguna Yema und Macharetí in der Perspektive der Stärkung und Artikulierung der eigenen indigenen Vorstellungen im Hinblick auf eine strukturelle Lösung der lebenswichtigen Wasser- und Territorial-Probleme im südamerikanischen Gran Chaco ein totaler Erfolg.

Die Gesamtheit der indigenen Vorschläge, die sich in diesen Events niedergeschlagen haben bzw. aus den nachfolgenden nationalen indigenen Debatten resultieren, bilden einen anti-hegemonialen Diskurs sowie eine kontra-koloniale politische Positionierung gegenüber dem hegemonialen Diskurs und gegenüber den aktuellen öffentlichen Politiken, die im gesamten Gran Chaco von kommerziellen unternehmerischen Interessen beherrscht sind.

Transnationale indigene Versammlungen: der Südamerikanische ENCHACO

Die regionalen Treffen auf nationaler Ebene gipfeln in einer transnationalen indianischen Zusammenkunft auf der Ebene des gesamten Gran Chaco – im Südamerikanischen ENCHACO. Der erste Südamerikanische ENCHACO hat bereits stattgefunden, und der zweite Südamerikanische ENCHACO ist schon geplant.

Cerrito_-_1.jpgDer Südamerikani-sche ENCHACO I

Vom 6. bis zum 8. November 2007 fand in der Gemeinde Cerrito (Benjamín Aceval, Departamento de Presidente Hayes), im traditionellen Territorium der Toba Qom des paraguayischen Chaco, der erste “ENCHACO Sudamericano“ statt. Er wurde von den indigenen Organisationen “Comisión de Pueblos y Comunidades Indígenas del Chaco Paraguayo“ – CPI Chaco Py., “Coordinadora de Líderes Indígenas del Bajo Chaco“ – CLIBCH und “Federación Regional Indígena del Chaco Central“ – FRICC mit Hilfe der “Instancia de Reflexión“ organisiert und von allen im paraguayischen Chaco präsenten “indigenistischen“ Nichtregierungsorganisationen sowie mehreren argentinischen und bolivianischen NRO unterstützt.

Am ersten Event dieser Art auf dem Niveau des südamerikanischen Gran Chaco nahmen 262 Repräsentanten von 16 indigenen Völkern des paraguayischen, argentinischen und bolivianischen Chaco (Ava Guaraní, Guaraní Ñandeva–Tapiete, Chané, Chiquitanos, Ayoréode, Yshïr, Wichí–Weenhayek, Nivaclé, Lhumnanes, Enlhet Norte, Enxet Sur, Angaité, Sanapaná, Toba Qom, Pilagá und Mocoví) teil, und darüber hinaus auch Referenten der solidarischen Hilfswerke, die Projekte und Programme im Gran Chaco unterstützen, sowie Referenten der lokalen Nichtregierungsorganisatio-nen, welche die konstruktiven und “revindikativen“ Prozesse der indigenen Bevölkerung im Gran Chaco begünstigen. Das indianische Treffen wurde in Form einer “Magna Asamblea de los Pueblos Indígenas del Gran Chaco Sudamericano” realisiert.

In diesem “Encuentro“ wurden die nationalen Problematiken in Bezug auf “Wasser und Territorium“ zu einer Situationsanalyse in der transnationalen Dimension verdichtet. Das wohl weitreichendste Ergebnis des “ENCHACO Sudamericano I“ ist die Resolution des “Pronunciamiento de Cerrito“. Die “Magna Asamblea de los Pueblos Indígenas del Gran Chaco Sudamericano“ beschloss, diese Debatte auf einem zweiten transnationalen ENCHACO-Treffen fortzusetzen und zu vertiefen.

Der Südamerikanische ENCHACO II

Der zweite “ENCHACO Sudamericano“ findet voraussichtlich vom 18. bis zum 20. September 2008 in Santa Fe (Provincia de Santa Fe – Argentinien) statt. In diesem komplementären transnationalen Treffen sollen die gemeinsam zu verfolgenden indianischen Strategien zur Lösung der hydrischen und territorialen Problematik im Gran Chaco verfeinert, Allianzen indianischer Organisationen erweitert und konkrete Aktionen des vereinten Kampfes um “Wasser und Territorium“ koordiniert werden.

Die Verantwortung für die Umsetzung dieses “Encuentro“ hat die indigene “Organización de Comunidades Aborígenes de la Provincia de Santa Fe” – OCASTAFE übernommen.

Domingo, 05 de Agosto 2007

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